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Die Bunte Liste und die Windenergie im Schlitzerland - Nutzung der Windkraft: Der Schlitzer Beitrag?

  • Autorenbild: BLS
    BLS
  • 17. Dez. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Wie ist die Zukunft der Windkraftnutzung im Schlitzerland? Bleibt es bei 12 Anlagen, wie sie schon bestehen? Oder gelingt es auch uns im Schlitzerland, den notwendigen Beitrag zur Nutzung der erneuerbaren Energiequelle Wind zu leisten?


Viel Strom

Die Prognosen für die Entwicklung der Energienutzung in Deutschland sagen, dass wir im Jahr 2030 etwa doppelt so viel Strom wie heute benötigen, der dann zu mindestens 80% aus erneuerbaren Energiequellen kommen soll. Jedenfalls brauchen wir so viel Strom, wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen. 2030 werden die meisten von uns mit Elektroautos unterwegs sein. Wird der ÖPNV bis dahin so weit ausgebaut sein, dass wir auf eigene PKWs verzichten können? Bei uns eher nicht. Auch werden wir wohl kaum alle konsequent Fahrräder nutzen. Und unsere Wohnungen? Natürlich wollen wir daheim nicht frieren. Viele von uns werden dann Wärmepumpen haben, um ihre Wohnungen zu heizen. Das bedeutet: Wir brauchen viel Strom! Das sind nur zwei, allerdings zentrale Beispiele, die verdeutlichen, dass wir zur Erhaltung unseres Lebensstandards auch in Schlitz auf eine stark wachsende Stromversorgung angewiesen sind.


Auf die Nachbarkommunen verlassen?

In Hünfeld rechnet man mit etwa 50 Windrädern auf einer Gemeindefläche, die deutlich kleiner ist als unsere Schlitzer. 4,5% des Hünfelder Areals sind als Windvorranggebiete ausgewiesen. In Freiensteinau, eine Kommune mit noch nicht einmal der halben Fläche des Schlitzerlandes, sind bereits 16 Windenergieanlagen in Betrieb, 10 weitere kommen in den nächsten Jahren dazu.


30 Windräder im Schlitzerland?

Schlitz ist flächenmäßig die viertgrößte Gemeinde in Hessen und eher dünn besiedelt. Aktuell haben wir 12 Windräder auf noch nicht einmal 1,5% der Fläche des Schlitzerlandes. Die Windvorrangflächen im Regionalplan addieren sich zu etwa 3,0% der Fläche des Schlitzerlandes, größtenteils im Gebiet des von der Stadt Schlitz ausgewiesenen Flächennutzungsplans.


Alle Windvorrangflächen genutzt, ermöglicht das etwa 30 Windräder im Schlitzerland, davon etwa 20 innerhalb des von Bürgermeister Schäfer durchgesetzten Flächennutzungsplans Berngerode. Mithin eine geringere Windraddichte als in den beispielhaft genannten Orten Hünfeld und Freiensteinau.


Lochberg

Auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Gießen ist sehr ausführlich dargestellt, wie es zur Ausweisung der verschiedenen Windvorranggebiete in Mittelhessen kam. Dabei erkennt man, dass die Wahl des Lochbergs als Windvorranggebiet im Schlitzerland recht logisch und nachvollziehbar erfolgte, auf Grund von Windhöffigkeit, Naturschutzkriterien (Roter Milan), Umsetzungsinteresse (u.a.).


Leider hat man einen wichtigen Aspekt außer Acht gelassen: Die bereits vorhandene starke Belastung der Bürgerinnen und Bürger des unteren Fuldagrundes durch die Windkraftnutzung innerhalb des Flächennutzungsplans Berngerode. Politisch wäre die Entscheidung für den Lochberg zu verhindern gewesen; aber die kommunalpolitisch Verantwortlichen haben das versäumt oder sich vielleicht auch nicht durchsetzen können.


Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Normenkontrollverfahren gegen den Teilregionalplan verloren gehen. Dann bleibt, wenn man keine Windkraft am Lochberg will, nur noch die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger des Schlitzerlandes. Es müsste ein Zielabweichungsverfahren zum Teilregionalplan eingeleitet werden, wozu die Stadtverordnetenversammlung eigenständig berechtigt ist. Sie müsste jedoch eine Ersatzfläche benennen, um ein Zielabweichungsverfahren mit Aussicht auf Erfolg betreiben zu können. Voraussetzung wären umfangreiche Gutachten, denn gegenüber der Zeit, aus der die vorliegenden Gutachten stammen, hat sich vieles verändert. Also ein eher mühsamer Prozess, dem nur Erfolg beschieden sein kann, wenn er abgeschlossen ist, bevor die Planer der Windkraftanlagen am Lochberg Baurecht haben.


Belastungen durch Windräder

Was sind die tatsächlichen Belastungen durch Windkraftanlagen? Geräuschbelästigung? Laut Stadtplaner Wolf verursachen moderne Windkraftanlagen in 600 m Entfernung gerade noch einen Geräuschpegel von 35 dB, wie er für reine Wohngebiete zulässig ist; eigentlich doch im Vergleich z.B. mit dem innerstädtischen Verkehrslärm tolerabel. In Dorflagen sind sogar 45 dB erlaubt. Schlagschatten verhindert man ggf. durch zeitweisen Stillstand der Anlagen. Die blinkenden Rotlichter sind ab 2022 abgeschafft. Infraschall? Normale Geräte im Haushalt (Kühlschränke etc.), Fahrzeugmotoren oder natürliche Windgeräusche verursachen davon viel mehr. Die Auswirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt, gerade das ein wichtiges Anliegen der BLS, muss natürlich von Experten in jedem Einzelfall geprüft werden und im Hinblick auf die Bedeutung des Klimaschutzes auch für die heutige Tier- und Pflanzenwelt akzeptabel sein.


Bleibt eigentlich nur ein Grund, der gegen Windräder spricht: Der sehr persönliche Missmut, der sich entwickelt, wenn man auf solche Gebilde schaut. Es ist eine Geschmacksfrage, ob man Windräder als „Verspargelung“ der Landschaft oder Autobahnen und Schnellstraßen als „tiefe Einschnitte“ in dieselbe empfindet. Oder auch nicht! Warum erhebt sich regelmäßig sofort Protest gegen Windräder, während der Straßenbau mit seinen recht brutalen Auswirkungen auf das „ruhige“ Leben der Menschen seit Jahrzehnten brav geduldet oder gar gewünscht wird?


Auch wir Bürgerinnen und Bürger des Schlitzerlandes brauchen Strom für ein angenehmes und sicheres Leben. Zu dessen Produktion benötigen wir zukünftig auch bei uns Windkraftanlagen und Photovoltaikparks (von denen wir auch finanziell sehr profitieren können) und werden dadurch noch oft genug „unser ästhetisches Empfinden knebeln müssen“, wie es der BLS-Fraktionsvorsitzende Dr. Jürgen Marxsen auf einer der letzten Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung ausdrückte. Wir können es uns nicht einfach machen und erwarten, dass andere Kommunen für unsere Stromproduktion sorgen. Verantwortungsvolle KommunalpolitikerInnen müssen diesen Sachverhalt den Bürgerinnen und Bürgern deutlich machen, so sieht man es in der BLS.


ree

Unser Schlitzerland ohne Windkraftanlagen mag sicher ein schönerer Anblick sein als mit. Aber wollen wir zukünftig auf Strom z.B. für unsere E-Autos und für unsere Wärmepumpen zur Beheizung unserer Wohnungen verzichten, oder wollen wir auch bei uns zunehmend Ereignisse wie im Ahrtal riskieren?

 
 
 

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