Ein informativer Rundgang durch einen besonderen Ort. Die Bunte Liste zu Gast in Sassen
- BLS

- 26. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Die Bunte Liste Schlitzerland (BLS) traf sich kürzlich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Lebensgemeinschaft in Sassen zu einem Austausch. Dabei stand die derzeitige Situation in der Gemeinschaft mit ihren Anliegen und neuen Entwicklungen im Vordergrund.
Vor dem eindrucksvoll sanierten Fachwerkgebäude des Dorfkrugs hieß Herr Rauch, der als Hausverantwortlicher in der Lebensgemeinschaft tätig ist und zudem zahlreiche weitere Arbeitsbereiche unterstützt, die Bunte Liste willkommen. Der BLS-Fraktionsvorsitzende Dr. Jürgen Marxsen bedankte sich für die Einladung und die Zeit, welche sich die BewohnerInnen und MitarbeiterInnen an diesem Freitagnachmittag genommen hatten.
Start im Dorfmittelpunkt
Der Innenhof des ehemaligen Hofgutes der Schlitzer Grafen bietet ein einladendes Ambiente und ist der Mittelpunkt des Dorfes. Dort gibt es ein Laden-Café, in dem die Menschen, die im Ort leben, sich zum Kaffee treffen oder etwas einkaufen. Aus dem ehemaligen Ochsenstall entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Festsaal, in dem alle kulturellen und religiösen Veranstaltungen der Lebensgemeinschaft stattfinden. Auf allen vier Seiten eingerahmt von funktionell renovierten ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäuden bietet der Innenhof jetzt Möglichkeiten für allerlei Veranstaltungen, z.B. Erntedankfeste oder Auftritte der Trachtengruppen. Nach anfangs einigen wenigen Äckern bewirtschaftet die Sassener Landwirtschaft inzwischen etwa 60 ha, überwiegend zur eigenen Versorgung.
Wie lebt man in Sassen?
Zurzeit leben etwa 125 Menschen mit Hilfebedarf in verschiedenen Wohnsituationen in Sassen. Die einen in einer Großfamilie mit den Hausverantwortlichen und PraktikantInnen, die anderen in einer Wohngruppe und wieder andere im Haus für ältere Pflegebedürftige. Im recht neuen Sophie-Scholl-Haus wurden Therapieräume vorgesehen, außerdem eine Wohngruppe für eher selbständige Betreute und ein Wohnbereich für pensionierte Hauseltern.
Eine gut organisierte und durchdachte Durchmischung von Menschen verschiedenen Alters finden sich in den Wohngemeinschaften zusammen. Dadurch entstehe eine besondere Qualität der Zuwendung, nicht nur durch die Versorgung, sondern auch durch die Beziehungspflege und die Wahrnehmung füreinander, so berichtete Herr Holst, der Hausverantwortliche im Helen-Keller-Haus. Dieses Haus bietet 14 Menschen ein Zuhause. Es ist ein Lebensort, an dem die eigene Biographie ganz individuell gelebt werden kann; die nötige Pflege für das Alter und eine Nachtwache werden hier angeboten. „Wir wollen das Alter miteinander gestalten, nicht erleiden“, so Herr Holst. Die Anbindung an das Geschehen im Dorf sei wichtig, unterstützt durch die Erweiterung der Begleitenden Dienste „Helfer im Alltag“.
Wie schön wäre es, wenn jede Politikerin und jeder Politiker ein „Alltagsbegleiter“ würde - also einmal im Monat einen Menschen mit Unterstützungsbedarf besuchte, um gemeinsam spazieren zu gehen, ein Gespräch zu führen oder ein Gesellschaftsspiel zu spielen –, das wäre gelungene Inklusion. Eine Zukunftsvision, die sich im Gespräch der Sassener und ihrer Besucher entwickelte.
Für ein Abschlussgespräch und eine Fragerunde lud Frau Zuleger-Bornschein in ihre Hausgemeinschaft im Raphael-Haus ein. Dort wurden noch viele Fragen an die Fraktionsmitglieder der Bunten Liste gestellt. Themen wie Wasserversorgung über die Quebst, Abwasserregelung, die gute Zusammenarbeit mit der Quecker Feuerwehr, die in Sassen viel höheren Strompreise als im Richthof, der Laden in Schlitz wurden angesprochen.
Fehlender öffentlicher Nahverkehr
Das dringendste Anliegen der BewohnerInnen ist aber nach wie vor die Anbindung an den Busverkehr, z.B. mit einem Anruf- Sammel-Taxi; so könnte man auch mal nach Schlitz oder Fulda fahren. Mancher trifft sich gerne mit Freunden in Fulda, nur kommt er da selbständig nicht hin und auch nicht wieder zurück. Auch die PraktikantInnen und Bundesfreiwilligen müssten immer mit dem Fahrrad fahren, bei jedem Wetter, so eine andere Sassenerin.
Es wird in Sassen darüber nachgedacht, den Dorfkrug als öffentlichen Raum anzubieten, z.B. für Feierlichkeiten oder ein Tröstercafé, was natürlich mit Personalaufstockung verbunden wäre. Gern möchte man auch einen Verkauf der Sassener Demeter-Brote in Schlitz anbieten.
Da zum Jahresende der Laden der Lebensgemeinschaft in Schlitz geschlossen wird, lud Herr Kraus noch einmal ein, das Angebot der Werkstätten und Gärtnereien unter der Woche zu nutzen. Täglich von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr seien sie geöffnet; die Produkte könnten dort vor Ort erworben werden.
Abschließend bedankte sich der BLS-Fraktionsvorsitzende Dr. Marxsen sehr herzlich für den interessanten und informativen Nachmittag bei den BewohnerInnen und den Herren Rauch und Kraus und bei Frau Zuleger-Bornschein für die freundliche Einladung in ihren Wohngruppenbereich. Der Besuch habe der BLS wieder einmal bestätigt, welch wichtige soziale Arbeit die Lebensgemeinschaft in ihren beiden Dörfern Sassen und Richthof leiste, für die sie auch in Zukunft die volle Unterstützung der BLS haben werde.









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